Ich sehe das auch ein wenig anders. Meiner Tante, die bei den Telekomikern ist, würde ich nur deswegen sicher nicht raten, wo anders hin zu wechseln. Aber wäre ich bei der Telekom und würde durch Vertragsverlängerung/Tarifwechsel/etc. (zum Beispiel nur allein um die letzten Preissenkungen mitnehmen zu können) in den Drossel-Vertrag reinrutschen, dann würde ich mir lieber einen anderen Anbieter suchen.
Warum? Ganz einfach: Irgendwann kommt der Punkt an dem ich die 75 GB knacken werde. Die 16 MBit/s bei denen die 75GB gelten würden mir zum Beispiel ja reichen. Auch meine Rechnungen zum Eigenverbrauch sehen wahrscheinlich nicht so anders aus, wie die von Missingno. Aber eines Monats werde ich die 75 GB sicherlich überschreiten.
Was da fehlt, ist, dass diese Rechnungen alle nur für heute sind. Die Verträge laufen aber 2 Jahre. Und die Telekom will ihre Drosselung auch erst ab 2016 schalten. Wer also 2016 einen 2-Jahres-Vertrag schließt, und sich mit dem Datenvolumen verkalkuliert hat findet sich dann im Jahr 2018 eventuell mit einer sagenhaften Geschwindigkeit von 384k/bit wieder. Da fühlt man sich in die frühen Anfänge des Internets zurückversetzt, in die Zeit als gerade erst die Analog-Modems abgelöst waren.
Das Problem ist schlicht, dass die Datenverbrauchsrechnungen alle nur für heute gelten. Der Datenverkehr wächst, und zwar nicht zu schlecht. Ich hab Zahlen gefunden, dass der Gesamtdatenverkehr von Privathaushalten jährlich in der Größenordnung von um 50% wachsen soll. Um wieviel der eines einzelnen Haushalts wächst im Durchschnitt ... keine Ahnung ... aber auch das dürfte nicht zu wenig sein.
Schon jetzt wird Full-HD fast zum Mindeststandard für Filme. Wer etwas anständiges produziert, nimmt auch gleich in mindestens 1920x1080 auf. In einigen Jahren wird es fast nur noch solche Filme geben. Und die Entwicklung mit 3D, wenn sie es dann doch endlich mal komplett schafft, wird das auch nochmal größer machen. Die angesprochenen Spiele-Downloads wachsen auch in den Himmel.
Dazu kommen Enwicklungen der Anbieter, immer mehr auf On-Demand-Systeme zu gehen. Verleihen statt verkaufen wird in. Video-Verleih verlagert sich ins Internet. Spiele kommen aus dem Internet. Und alle möglichen Spiele und Programme werden zwanghaft mit dem Internet verkoppelt, oder laufen nur noch mit Daueranbindung. Und was alles noch kommen wird, weiß man auch nicht so sicher. Vielleicht schafft es auch mit neuen Webstandards die Videotelefonie - natürlich in FullHD - plötzlich den Durchbruch und landet im normalen Telefon. Streaming von eigenen Spielen, und Videos und so könnte immer bedeutender werden, oder Video-Blogging, oder dergleichen ... Schon jetzt liegen ja 3% über der Grenze angeblich. Was ist, wenn sich die Zahl dieser Leute auch jede zwei Jahr verdoppelt? Dann sind wir 2019 schon bei 24% der Leute.
Ich glaube nicht, dass im Jahr 2016 Grenzen wie 75 GB oder 200 GB wirklich noch unerreichbar sind und ich wirklich 12 Monate im Jahr unter solch einer Schranke bleiben würde. Und dann sitze ich da mit 384 KB für den Rest des Monats. Man muss überlegen was das heißt: Man drosselt ja nicht einfach auf 50% oder 10% der ursprünglichen Geschwindigkeit runter. Nein, 384KB/16000KB=2,4% von dem was man vorher hatte. Bei VDSL 50 sind wir sogar bei 0,768% der ursprünglichen Geschwindigkeit. Das ist schon mehr als unverschämt.
Also darf ich mir überlegen, ob ich mir doch ein Erweiterungspaketchen von der Telekom für den Monat kaufe, das ja beliebig teuer sein kann. Ich hab ja keine Wahl und die können mich dann beliebig erpressen. Und selbst wenn ich mir die Erweiterung für diesen Monat kaufe, sitzt man ja womöglich in einem 2 Jahres Vertrag fest, aus dem man nicht zu einem anderen Anbieter wechseln kann und weiß, dass man nun jeden Monat genau seine Bytes nachzählen darf und wahrscheinlich wieder Erweiterungen kaufen darf. Wenn das wahrscheinlich nur 2 mal im Jahr passiert hätte man womöglich auch gleich einen etwas teureren Anschluss von einem anderen Anbieter sich holen können, der dafür aber ohne Drosselung und ohne Sorgen und Extraaufwand für die Bestellung der Erweiterungen ist.
Und ich glaube der Telekom auch nicht ihr Traffickostenargument. Traffic verursacht so gut wie keine Kosten. Das was teuer ist, ist das Verbuddeln der Leitung. Und da ist auch ganz sicher nicht der Backbone teuer. Der ist auch fast geschenkt, wenn man seine Kosten auf das Gigabyte runterrechnet. Teuer ist vermutlich auch nicht die Leitung in die abgelegene Ortschaft auf dem Land. Richtig teuer ist doch nur das Verbuddeln der Leitungen in dieser Ortschaft. Aber die müssen nur einmal gelegt werden, und anschließend ist es ihnen egal, ob sie unter Volllast oder Leerlauf stehen. Die Kosten-Argumente der Telekom werden ja auch immer weiter auseinandergenommen und entlarft. Auch ich glaube, dass das ganze eher ein Versuch ist, irgendwann doppelt abkassieren zu können. Vom Kunden für den Anschluss, und von großen Anbietern, damit ihr Traffic nicht ins Drosselvolumen eingerechnet wird.
Ich würde mir definitiv keinen derartigen Vertrag holen, mit einem Freibrief für die Telekom um mich irgendwann erpressen zu können, nur weil ich mich mit dem Datenvolumen verschätzt habe.