Topic: 2010-02-11 Nicht zum Vergnügen, zum Lernen spielen wir
Das Spiel, welches mich vor kurzem zum Nachdenken angeregt hat, ist eine Mischung aus "visual novel" und "dating sim" (angeblich mit Tendenz zu "eroge", davon ist in der Demo nichts zu sehen und für mich auch wirklich irrelevant). Jedenfalls gibt es viel zu lesen und ab und zu (meiner Meinung nach zu selten) eine Entscheidung zu treffen, die die Geschichte beeinflusst.
Die Geschichte beginnt damit, dass man an einem Winternachmittag auf die Person wartet, die einem heimlich einen Zettel zugesteckt hat. Zu unserem Erstaunen (und Glück (oder doch eher Pech?)) ist der Absender das hübsche Mädchen, in das wir so ein bisschen verliebt sind. Dieses Treffen beschert uns Herzklopfen, aber es dauert nicht lange an. Jetzt ist es natürlich ein gewisser Nachteil, wenn das eigene Herz nicht mehr schlägt...
Nach diesem Vorfall dürfen wir erst einmal eine lange Zeit im Krankenhaus verbringen - Diagnose: Herzrhythmusstörung. Als besonders schwerer Fall helfen uns Medikamente nur über das schlimmste hinweg. Um den Rest des Lebens nicht im Krankenhauszimmer verbringen zu müssen, werden wir auf eine besondere Schule verlegt. Dort dürfen wir, unter Aufsicht des Pflegepersonals, zusammen mit anderen gehandicapten Schülern lernen und leben.
Zu den Hauptdarstellern gehört
Kenji, fast erblindet mit paranoiden Wahnvorstellungen(? die Frauen übernehmen die Weltherrschaft!), ein eher nerviger Zimmernachbar
Shizune, die taubstumme Klassensprecherin, die eigentlich immer mit ihrer quirligen "Übersetzerin" Misha auftritt
Hanako, das ultraschüchterne Opfer eines Brandes
Rin, die (meistens etwas konfuse) Künstlerin ohne Arme
Emi, das kleine Mädchen, ein Spring-ins-Feld - ohne Beine
Lilly, die blinde (und beste (da einzige?)) Freundin von Hanako, sowie Klassensprecherin der Nachbarklasse
Da fällt die Wahl natürlich schwer, oder...?
Wenn ich für mich spreche, dann hat es mich durchaus etwas überrascht, wie die Behinderungen (insbesondere die nicht direkt sichtbaren) erst einmal in den Hintergrund treten. Der dargestellte Charakter der Person hat einen viel höheren Einfluss, als die Einschränkungen, die die Person prägen. Kenji ist in den ersten Minuten einfach nur nervig, aber das ist nun einmal seine "Bestimmung". Shizune/Misha sind in der Kombination fast schon aufdringlich, Hanako dagegen unscheinbar und unnahbar. Rin... nun, Rin ist Rin. Nicht wirklich einfach zu verstehen. Emi bringt einen bei der ersten Begegnung fast um, ist aber das süße kleine Mädchen. Und Lilly ist die gehobene Dame.
Was mich jetzt nachdenklich gemacht hat... was, wenn es kein Spiel wäre? Würde ich einem blinden Mädchen die selben Chancen einräumen wie Lilly, Hanako und Co.? Woran liegt es, dass es bisher nicht dazu gekommen ist?
- Igor, Persona 4