Topic: 2013-05-02 Datenzähler

In den Anfangszeiten von DSL hatte ich einen 5GB-Volumentarif. Schon damals wollte man mir weismachen, dass man diese Datenmenge mit ein bisschen IRC schon locker an einem Tag brauchen würde (entspricht grob über den Daumen gepeilt 12 DIN-A4-Schreibmaschinenseiten pro Sekunde). Selbstverständlich hat mir ein Bruchteil ausgereicht, selbst wenn ich die drei CDs für Mandrake heruntergeladen hatte.

Daher finde ich es amüsant, dass es immer wieder so ein großes Geschrei gibt, wenn Internetservice-Anbieter dem "Heavy User" den Hahn zudrehen. Kabel Deutschland behält sich das Recht vor ab einer Datenmenge von 10GB/Tag den Anschluss auszubremsen, jetzt zieht die Telekom mit 75GB/Monat im kleinsten Fall nach.

Sofort kommen absurde Rechenbeispiele, dass man die 75GB theoretisch in nur 10 Stunden und 40 Minuten bei schlappen 2MB/sec "aufbrauchen" könnte.

Doch wie sieht es in der Realität aus? Ich habe einen PC, für den Windows regelmäßig Updates zieht und schon das eine oder andere Spiel online gekauft und dann mehrere Gigabyte an Daten aus dem Netz geschaufelt. Außerdem wird jedes halbe Jahr die Linux-Distribution komplett auf den neusten Stand gehoben und zwischendurch auch regelmäßig mit Updates versorgt. Ein Notebook hat ebenso Windows und Spiele. Die Konsolen ziehen ihre Updates und auch hier wurde schon der eine oder andere größere Inhalt digital erworben. Ich surfe quasi jeden Tag mehrere Stunden, spiele Online-Spiele, habe meine E-Mails, IMs und gelegentlich Video-Chats. Nach einem Urlaub lade ich mehrere hundert Megabyte an Bildern auf meine Webseite. Ich mache mir keine Gedanken, wenn ich auf Youtube oder ein über Youtube eingebundenes Video anschaue. Manchmal lasse ich eine Playlist im Hintergrund als "Radio" laufen, manchmal ist es nur ein Audio-Stream. Kurzum: ich dachte, ich hätte ein mehr als durchschnittliches Datenaufkommen.
Mein Router zeichnet es Tag für Tag, Monat für Monat jedes Jahr auf. Seit Mitte Juni 2009 sind etwas über 150GB durch die Leitung geflossen - und zwar down (~140GB) wie up (~10GB). Obwohl es Monate gab, an denen über 10GB Daten heruntergeladen wurden, bleibt mein Schnitt bei deutlich unter 5GB/Monat.

Warum habe ich trotzdem einen 18Mbit-Anschluss (der übrigens ziemlich genau 2MB/sec liefert)? Weil es mir sogar aufgefallen ist, wie lahm heutzutage Webseiten laden, wenn der Router "nur" 6Mbit schafft. Weil ich, wenn ich ein DVD-Abbild herunterlade, nicht länger als nötig warten will. Weil ich noch ein bisschen mehr Upload bekomme, wenn ich es brauche.

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- Igor, Persona 4

Re: 2013-05-02 Datenzähler

Dann kann man bei dir vermutlich eher von der Ausnahme reden als von der Regel. Klar, 75 GB schaffe ich auch nicht jeden Monat. Es sind eher 20 GB - aber das bin nur ich als Einzelperson. Eine Einzelperson, die Spiele und Musik und Filme auf optischen Medien kauft.

Jedoch kriegt man sehr schnell mit, wo oder womit die Grenze sehr schnell erreicht wäre.

Kleine Geschichte: da mich die Geschichte von Raynor und Kerrigan doch interessiert - obwohl ich an StarCraft 1 grandios gescheitert bin - habe ich mir die Starter Edition von Teil 2 herunter geladen. Der Client lädt auch für diese "Demo" 30-35 GB an Daten herunter. Da man mit dem Schwierigkeitsgrad solchen Lahmpfoten wie mir entgegenkam, packte ich das Spiel auf die To-Buy-Liste. Allerdings konnte ich mir die Videosequenzen von bereits gespielten Missionen nicht anschauen. Dachte, die wären sozusagen gelockt, da ich nur eine Starter nutzte. Also Spiel gekauft (und sogar Glück mit dem Preis gehabt). Nach Eingabe des Keys aus der Packung tat sich nix. Forenrat gefolgt: Neuinstallation. Nun besaß ich ja eine schöne Disc. Also von Disc installiert... das Programm hat jedoch mit einem Fehler abgebrochen, als es anfing sich selbst zu patchen. Beim nächsten Start aktivierte sich der geupdatete Client und lud.... 30 GB nochmals herunter. (total: 60-65) Nö, nix mit Videos. Alles auf Englisch umgestellt. Client hat NOCHMALS Daten geladen. Ich habe nicht mehr hingeschaut, aber auf 1-2 GB tippe ich schon. Und diese 60-70 GB in einem Monat für ein Spiel!

Ich würde weiterhin eine 5 GB große Demo mit übertragbaren Spielständen vorziehen, wenn auf dem gekauften Medium dann wirklich 30 GB an gepackten Daten schlummern. Dann sollen sie halt bitte zur Blu-ray wechseln, wenn sie nicht alle Daten rauf kriegen.

Office 2013 muss man sich auch herunterladen.

Der durchschnittliche jugendliche Spieler scheint sich pro Monat zwei bis drei neue Spiele zu kaufen - wenn er sie alle digital kauft und gleich lädt, reicht es natürlich nicht.

Genauso wenig natürlich, wenn man oft digitale Filmdienste nutzt. Oder mehrere Nutzer (Riester lohnt sich erst bei mind. zwei Kindern) vesorgt...

Fakt ist, dass diese Begrenzung beim momentanen Trend der Digitalisierung und dem Abrufen von digitalen Produkten, nicht gerade realitätsnah ist und der Familienplanung entgegen kommt.

Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)
It has been said, 'time heals all wounds.' I do not agree. The wounds remain. In time, the mind, protecting its sanity, covers them with scar tissue and the pain lessens. But it is never gone. (Rose Kennedy)

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Re: 2013-05-02 Datenzähler

Selbst mit 20GB ist man ja noch weit von der Limitierung entfernt.

Ich weiß ja nicht, was der Client so alles herunterlädt, aber laut diversen Seiten ist die Starcraft-2-Demo lediglich um die 1.5GB schwer.
Und für zwei bis drei Spiele im Monat reicht es auch noch, selbst wenn man 20GB/Spiel ansetzt.

Problematisch sind natürlich diverse Cloud- und Streaming-Dienste. Wenn man das exzessiv nutzt, soll man eben (laut Telekom) mehr zahlen. Davon abgesehen hat ein solcher Kunde vermutlich sowieso einen anderen/teureren Vertrag, bei dem mehr monatliches Inklusiv-Highspeed-Volumen drin sein dürfte.

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- Igor, Persona 4

Re: 2013-05-02 Datenzähler

missingno wrote:

Ich weiß ja nicht, was der Client so alles herunterlädt, aber laut diversen Seiten ist die Starcraft-2-Demo lediglich um die 1.5GB schwer.

Das halte ich für Papierunfug. Client zeigt die noch verbleibenden Daten an. Sicher, wie bei Diablo 3 ist die Leiste dreigeteilt (unregelmäßig, daher rede ich nicht von Dritteln) und man kann das Spiel bereits nach dem ersten Teilabschnitt (das sind etwa 1,5-2 GB) starten - dafür streamt er dann aber massig Kartendaten usw. vor dem Anfang einer Mission. Von "spielbar" (wie es dann so heißt), würde ich also nicht reden. Der gesamte Client lädt bis Ende des letzten Abschnitts gut 30 GB. Das verkürzt gefühlt auch die Streamingmenge bei Missionsstart. (Er "streamt" zwar weiterhin, dann aber vermutlich von HD, da es schneller geht.)

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Re: 2013-05-02 Datenzähler

Ich sehe das auch ein wenig anders. Meiner Tante, die bei den Telekomikern ist, würde ich nur deswegen sicher nicht raten, wo anders hin zu wechseln. Aber wäre ich bei der Telekom und würde durch Vertragsverlängerung/Tarifwechsel/etc.  (zum Beispiel nur allein um die letzten Preissenkungen mitnehmen zu können) in den Drossel-Vertrag reinrutschen, dann würde ich mir lieber einen anderen Anbieter suchen.

Warum? Ganz einfach: Irgendwann kommt der Punkt an dem ich die 75 GB knacken werde. Die 16 MBit/s bei denen die 75GB gelten würden mir zum Beispiel ja reichen. Auch meine Rechnungen zum Eigenverbrauch sehen wahrscheinlich nicht so anders aus, wie die von Missingno. Aber eines Monats werde ich die 75 GB sicherlich überschreiten.

Was da fehlt, ist, dass diese Rechnungen alle nur für heute sind. Die Verträge laufen aber 2 Jahre. Und die Telekom will ihre Drosselung auch erst ab 2016 schalten. Wer also 2016 einen 2-Jahres-Vertrag schließt, und sich mit dem Datenvolumen verkalkuliert hat findet sich dann im Jahr 2018 eventuell mit einer sagenhaften Geschwindigkeit von 384k/bit wieder. Da fühlt man sich in die frühen Anfänge des Internets zurückversetzt, in die Zeit als gerade erst die Analog-Modems abgelöst waren.

Das Problem ist schlicht, dass die Datenverbrauchsrechnungen alle nur für heute gelten. Der Datenverkehr wächst, und zwar nicht zu schlecht. Ich hab Zahlen gefunden, dass der Gesamtdatenverkehr von Privathaushalten jährlich in der Größenordnung von um 50% wachsen soll. Um wieviel der eines einzelnen Haushalts wächst im Durchschnitt ... keine Ahnung ... aber auch das dürfte nicht zu wenig sein.

Schon jetzt wird Full-HD fast zum Mindeststandard für Filme. Wer etwas anständiges produziert, nimmt auch gleich in mindestens 1920x1080 auf. In einigen Jahren wird es fast nur noch solche Filme geben. Und die Entwicklung mit 3D, wenn sie es dann doch endlich mal komplett schafft, wird das auch nochmal größer machen. Die angesprochenen Spiele-Downloads wachsen auch in den Himmel.

Dazu kommen Enwicklungen der Anbieter, immer mehr auf On-Demand-Systeme zu gehen. Verleihen statt verkaufen wird in. Video-Verleih verlagert sich ins Internet. Spiele kommen aus dem Internet. Und alle möglichen Spiele und Programme werden zwanghaft mit dem Internet verkoppelt, oder laufen nur noch mit Daueranbindung. Und was alles noch kommen wird, weiß man auch nicht so sicher. Vielleicht schafft es auch mit neuen Webstandards die Videotelefonie - natürlich in FullHD - plötzlich den Durchbruch und landet im normalen Telefon. Streaming von eigenen Spielen, und Videos und so könnte immer bedeutender werden, oder Video-Blogging, oder dergleichen ...  Schon jetzt liegen ja 3% über der Grenze angeblich. Was ist, wenn sich die Zahl dieser Leute auch jede zwei Jahr verdoppelt? Dann sind wir 2019 schon bei 24% der Leute.

Ich glaube nicht, dass im Jahr 2016 Grenzen wie 75 GB oder 200 GB wirklich noch unerreichbar sind und ich wirklich 12 Monate im Jahr unter solch einer Schranke bleiben würde. Und dann sitze ich da mit 384 KB für den Rest des Monats. Man muss überlegen was das heißt: Man drosselt ja nicht einfach auf 50% oder 10% der ursprünglichen Geschwindigkeit runter. Nein, 384KB/16000KB=2,4% von dem was man vorher hatte. Bei VDSL 50 sind wir sogar bei 0,768% der ursprünglichen Geschwindigkeit. Das ist schon mehr als unverschämt.

Also darf ich mir überlegen, ob ich mir doch ein Erweiterungspaketchen von der Telekom für den Monat kaufe, das ja beliebig teuer sein kann. Ich hab ja keine Wahl und die können mich dann beliebig erpressen.  Und selbst wenn ich mir die Erweiterung für diesen Monat kaufe, sitzt man ja womöglich in einem 2 Jahres Vertrag fest, aus dem man nicht zu einem anderen Anbieter wechseln kann und weiß, dass man nun jeden Monat genau seine Bytes nachzählen darf und wahrscheinlich wieder Erweiterungen kaufen darf. Wenn das wahrscheinlich nur 2 mal im Jahr passiert hätte man womöglich auch gleich einen etwas teureren Anschluss von einem anderen Anbieter sich holen können, der dafür aber ohne Drosselung und ohne Sorgen und Extraaufwand für die Bestellung der Erweiterungen ist.

Und ich glaube der Telekom auch nicht ihr Traffickostenargument. Traffic verursacht so gut wie keine Kosten. Das was teuer ist, ist das Verbuddeln der Leitung. Und da ist auch ganz sicher nicht der Backbone teuer. Der ist auch fast geschenkt, wenn man seine Kosten auf das Gigabyte runterrechnet. Teuer ist vermutlich auch nicht die Leitung in die abgelegene Ortschaft auf dem Land. Richtig teuer ist doch nur das Verbuddeln der Leitungen in dieser Ortschaft. Aber die müssen nur einmal gelegt werden, und anschließend ist es ihnen egal, ob sie unter Volllast oder Leerlauf stehen. Die Kosten-Argumente der Telekom werden ja auch immer weiter auseinandergenommen und entlarft. Auch ich glaube, dass das ganze eher ein Versuch ist, irgendwann doppelt abkassieren zu können. Vom Kunden für den Anschluss, und von großen Anbietern, damit ihr Traffic nicht ins Drosselvolumen eingerechnet wird.


Ich würde mir definitiv keinen derartigen Vertrag holen, mit einem Freibrief für die Telekom um mich irgendwann erpressen zu können, nur weil ich mich mit dem Datenvolumen verschätzt habe.

6 (edited by EikoAtoride 2013-06-06 @912)

Re: 2013-05-02 Datenzähler

Nur für die Statistik: das Humble Indie Bundle 8 schlägt - für Windows - inklusive aller Spiele und Soundtracks im FLAC- und MP3-Format mit knapp 8,3 GB zu Buche, der Weekly Sale für Telltale mit knapp 8,1 GB. Serious Sam hab ich nicht gekauft, aber bedenkt man die Regelmäßigkeit, dann kommt da auch schon so einiges im Monat zusammen. (Wobei das Telltale-Teil nur 2 Soundtracks bereit stellte - bei Soundtracks zu allen Spielen hätte es sicher die 15 GB-Marke geknackt.)

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Re: 2013-05-02 Datenzähler

"Dank" Humble Bundles bin ich bei 160GB angelangt, d.h. in letzter Zeit habe ich gut 20GB heruntergeladen. Würde mir aber selbst mit dem "engen" Limit keine Sorgen machen, da das ja noch weit weniger als 75GB ist. Gut, hätte ich noch die Download-Version von Bioshock Infinite geladen, wären es diesen Monat schon wieder 18GB (stattdessen waren es drei DVDs - auf der letzten gerade mal noch ein paar hundert MB). Was mir eher Kopfschmerzen bereitet: auf meiner Spiele-Partition sind jetzt nur noch 10GB frei. ;-)

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